Das Nähcafé, ein Ort der Gemeinschaft

von Alex Martinovits

Hanna Habegger, die stellvertretende Leiterin des Netz4-Erwachsenenbereichs, näht schon längere Zeit für sich und für ihre Familie. Sie wollte im Rahmen des Netz4 ein Angebot schaffen, wo Teilnehmende aktiv werden können und kreativ tätig sind. Deshalb startete sie im Frühling 2019 mit der 70-jährigen Nähmaschine ihrer Grossmutter und ein paar wenigen Stoffen das Nähcafé. Mittlerweile wurden zehn teils hochwertige Nähmaschinen gespendet und das Stoff- und Mercerie-Angebot ist beachtlich. Seit Frühling 2021 wird Hanna Habegger von Katja Ermatinger begleitet, einer professionellen Schneiderin. Katja ist nicht nur mit ihrem Fachwissen eine zentrale Stütze, sondern auch im zwischenmenschlichen Kontakt mit unseren Gästen.

Es kommen sehr unterschiedliche Personen ins Nähatelier, Frauen wie Männer jeden Alters. Auch ihre fachlichen Vorkenntnisse und Motive sind sehr unterschiedlich. Viele wollen etwas Neues lernen, hätten jedoch nicht das Geld, um einen regulären Kurs zu besuchen. Die durchgeführten Arbeiten sind sehr vielfältig: Obdachlose Personen reparieren Rücksäcke und Schlafsäcke, Kleider werden angepasst, geflickt oder ganz neu geschneidert, Taschen, Vorhänge oder Kissen genäht. Viele der Teilnehmenden sind zu Recht stolz auf das, was sie hier produzieren.

Während des Lockdowns im Frühjahr 2020, als Stoffmasken Mangelware waren, wurden Masken genäht, auch auf Anfrage für die Sozialwerke Pfarrer Sieber. Gerade während dieser sehr schwierigen Zeit entstanden hier ein tolles Gemeinschaftsgefühl und eine sinnvolle Aufgabe. Das Nähcafé funktioniert sehr gemeinschaftsfördernd. Beim Zusammenarbeiten steigt man öfters in tiefere Gespräche ein; das Nähen ist ein guter Aufhänger dazu. Aus der «Stoff-und-Näh-Community» wird dem Netz4 auch immer wieder einiges an Rohstoffen gespendet. Diese Naturalspenden unterstützen die hier geleistete Arbeit natürlich sehr.

Hanna Habegger wünscht sich, dass das Nähcafé ein Ort sein kann, wo Gemeinschaft gelebt wird über unterschiedliche soziale Schichten hinweg. Sie hat bereits erlebt, dass ausgelöst durch das Nähen Integrationsprozesse angestossen werden. Sei es, dass Obdachlose wieder Schritte zur Eingliederung in die Gesellschaft wagen oder kulturelle Integration von Migranten und Migrantinnen gefördert wird. Sie wünscht sich, dies in Zukunft noch häufiger zu erleben.

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